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Doku-Netzwerk: Flexibilität der "Kleinen" mit dem Angebotsspektrum der "Großen" vereinen

 

Veröffentlichung vom 19.01.2006

 

 

"Ich kenne da Jemanden, der mir helfen kann." Was früher als Nachbarschaftshilfe bekannt war, heißt heute Neudeutsch "Networking" - oder auch "Netzwerken". Dass sich dieses Prinzip für Kunden und Dienstleister der Technischen Kommunikation lohnen kann, zeigen die Gründer der CommuConvoy, Dr.-Ing. Ulrich Thiele und Dipl.-Ing. Wolfram W. Pichler anhand von Fallbeispielen.

 

 

Von Dr.-Ing. Ulrich Thiele und Dipl.-Ing. Wolfram W. Pichler

 

"Anleitungen schreiben kann jeder..."

 

 

Fallbeispiele

 

  • Der Illustrations-Fall
  • Der Englisch-Fall
  • Der Lektorat-Fall
  • Der Fotografie-Fall
  • Der Minuten-Video-Fall
  • Der Wir-Schreiben-ein-Buch-Fall

 

Hintergrund

Fazit

 

"Anleitungen schreiben kann jeder..."

 

"...Wir haben doch alle in der Schule Lesen und Schreiben gelernt." Dies ist ein weit verbreiteter Irrtum unter Herstellern von Geräten, Maschinen und Anlagen. In der Schule haben wir gelernt, wie man Erlebnisaufsätze schreibt, und geübt, wie man Begriffe durch ähnliche Begriffe ersetzt, um Texte interessanter zu gestalten. Wir durften, ja sollten einen Elefanten das nächste Mal Dickhäuter oder grauen Riesen nennen. Das ist in der Gebrauchsprosa für Anleitungen ganz anders.

 

 

So fordert DIN EN 62079:2001-11 "Erstellen von Anleitungen – Gliederung, Inhalt und Darstellung" u. a. In Abs. 6.1.4:

 

 

"Informationen müssen so einfach und kurz wie möglich sein, und sie müssen in konsistenten Fachbegriffen und Einheiten formuliert sein..."

 

 

Und Abs. 6.1.8 verlangt

 

 

"Der Ersteller der Anleitung muss einen klaren, direkten und eindeutigen Stil benutzen."

 

 

Zum Beispiel:

 

 

Verben eher im Aktiv benutzen als im Passiv;

 

 

bestimmt sein durch die Verwendung von Handlungsanweisungen anstelle schwächerer Formen;

 

 

eher Tätigkeitsverben anstelle abstrakter Substantive verwenden;

 

 

eher direkt die Benutzer ansprechen anstatt zu sagen, was sie tun könnten.

 

 

Dies und vieles andere mehr gehört zu den Regeln der Anleitungs-Kunst, die man erst beherrscht, wenn man sie gelernt hat – so wie wir Technik-Redakteure. Dabei beziehen sich diese Regeln nicht nur auf die reine Technik-Dokumentation, sondern auf alles, was wir mit leicht verständlichem Text ausdrücken wollen. Und genau wie wir unsere goldenen Regeln des Kunsthandwerks Technik-Dokumentation beherrschen, so tun es auch die anderen Experten unserer Branche, sei es bei der Erstellung von Grafiken, Animationen oder Webseiten oder bei der Übersetzung.

 

 

Fallbeispiele

 

Der Illustrations-Fall

 

 

DIN EN 62079, Abs. 6.3.1 fordert:

 

 

"Es ist auf die Qualität und Klarheit zu achten, unabhängig davon, ob Fotografien, Strichzeichnungen oder andere Medien gewählt worden sind."

 

 

Der Technik-Redakteur in Deutschland erhielt von einem asiatischen Geräte-Hersteller den Auftrag, für sein neues Gerät eine CE-konforme Gebrauchsanleitung in deutscher Sprache zu erstellen. Als Material hat er ein gutes Foto von der Gesamtansicht erhalten und ein JPG-Scan von einem zerknüllten Blatt Papier mit den Handhabungsskizzen. Darin sah die Inventarskizze so aus:

 

 

Diese Illustration ist nicht reproduzierbar, schwer lesbar und entspricht in keiner Weise den Qualitätsforderungen an Illustrationen in Abs. 6.3 von DIN EN 62079. Also musste der Illustrator sie nachzeichnen:

 

 

Der Illustrations-Fall: nachgezeichnete Illustration, Grafik: Klaus Hohle

 

 

 

Der Englisch-Fall

 

DIN EN 62079, Abs. 4.7.3.4 fordert:

 

 

"Wenn Anleitungen von der Originalsprache in andere Sprachen übersetzt werden, sollten alle Stufen in diesem Prozess, einschließlich der Überprüfung und des Korrekturlesens, von kompetenten technischen Linguisten (der Zielsprache) ausgeführt werden."

 

 

In einer global ausgerichteten Gesellschaft werden Fachübersetzungen in allen Prozessschritten der Technik-Dokumentation benötigt. Und das immer schnell, muttersprachlich und fachkompetent. Da reicht kaum ein einzelner Übersetzer. Daher ist es empfehlenswert, wenn mehrere muttersprachliche Fachübersetzer zur Verfügung stehen, die die Technik-Autoren unterstützen. Das Spektrum an Aufgaben ist weitgestreckt: Von den rechtssicheren Allgemeinen Geschäftsbedingungen in Englisch über die Ersatzteilliste in Italienisch und die Betriebsanleitung in Spanisch. So sieht das Tagesgeschäft aus.

 

 

Der Lektorat-Fall

 

 

"Niemand kann zu seinem Vorteil lesen, was er nicht mit Vergnügen lesen kann." (aus England)

 

 

Wenn Experten für Andere (be)schreiben, was sie für wahr und richtig halten, dann muss das noch nicht heißen, dass das für diese Anderen auch verständlich ist. Das betrifft nicht nur das Sprachgefälle zwischen Fachleuten und Laien. Auch Fachleute sind dankbar, wenn sie klar formulierte Texte von Kollegen erhalten. Das gilt insbesondere für Formulierungen über technische Zusammenhänge, seien es komplexe Dokumentationen oder – vermeintlich – simple Gebrauchsanleitungen. Sie müssen für ihre Adressaten nicht nur sachlich richtig, sondern "trotzdem" auch verständlich sein.

 

 

Ist man als Verfasser eines solchen Fachtextes tief in die Materie eingetaucht, so ist es hilfreich, das vorläufige Manuskript bei einem kompetenten Lektor auf die "Rüttelstrecke" zu legen. Der Lektor schlüpft in die Rolle des Adressaten, beurteilt insbesondere die Verständlichkeit und redigiert und bearbeitet in Abstimmung mit dem Autor den Entwurf. Auf diese Weise kommt ein Verfasser der Klarheit seines Textes wesentlich näher – und das bei moderatem Aufwand. Die Leser werden es ihm danken, denn ihr Vergnügen wird darin bestehen, das Gelesene schnell zu verstehen.

 

 

CommuConvoy-Mitglieder wissen auch die Kompetenzen in den eigenen Reihen zu nutzen: Im konkreten Beispiel ging es um Schulungsunterlagen für ein Seminar zum Thema CE-konforme Technik-Dokumentation, die nicht nur vortragsbegleitend eingesetzt werden sollten, sondern die die Teilnehmer später auch als Nachschlagewerk und Referenzdokument nutzen sollten. Aufgabe des Lektorats war in diesem Falle das Abstimmen der Unterlagen auf diese beiden Anwendungsmöglichkeiten – ohne dass der Nutzen der umfangreichen Präsentation beeinträchtigt würde.

 

 

Der Fotografie-Fall

 

 

Màrio Cohen:

 

 

Die Fotografie verwandelt die Welt in ein ewig fortbestehendes Angebot.

 

 

Der Foto-Fall, Grafik: Dr.-Ing. Ulrich Thiele und Werner Vogel

 

 

Die Sachfotografie gehört heute zum Standardhandwerk jedes Technik-Autors, der mit Maschinen und Anlagen zu tun hat. Digital werden Handlungsschritte und Gerätedetails abgelichtet. Doch häufig stößt man an Grenzen, z. B. wenn die prinzipbedingten Beschränkungen der Digitalfotografie allzu sichtbar werden, wenn die Räume zu groß und die Umgebung zu dunkel wird.

 

 

Schon früh hat sich CommuConvoy der Fachkompetenz eines Berufsfotografen versichert, der stets zur Stelle ist, wenn es um gute Fotos für die Technik-Dokumentation oder für die Technik-Werbung geht. Zum Beispiel für die Darstellung einer Produktionshalle mit widrigen Lichtverhältnissen oder für das Festhalten einer ausladenden Sortiermaschine. Digitaltechnik hilft kaum weiter, Fachkräfte arbeiten in solchen Fällen mit analogem Großformat.

 

 

Der Minuten-Video-Fall

 

 

Johann Wolfgang von Goethe:

 

 

"Entschuldigen sie, dass der Brief so lang geworden ist, ich hatte keine Zeit für einen kürzeren."

 

 

Der Video-Fall, Grafik: Dr.-Ing. Ulrich Thiele

 

 

Kurz und knapp sollte die Multimedia-Präsentation für ein komplettes weltweit agierendes Unternehmen sein. Die Kürze war mit genau 1 Minute vorgegeben. Darin sollte von den frühen Wurzeln des Unternehmens bis zur heutigen High-Tech-Sortieranlage aus dem aktuellen Angebot alles zur Sprache kommen. Auch das ist Technik-Dokumentation!

 

 

Konzept, Fotografie, Animation und Programmierung stammten allesamt von CommuConvoy-Mitgliedern. Nicht zu vergessen der ausgefeilte Text, der bis zur letzten Silbe optimiert war. Aber die Zeitvorgabe hat das Team nicht geschafft: Der Kunde sah sich auch mit 2 Minuten hervorragend repräsentiert ...

 

 

Der Wir-Schreiben-ein-Buch-Fall

 

Alberto Moravia:

 

 

"Wissen kann man nicht rückgängig machen"

 

 

Der Wir-schreiben-ein-Buch-Fall, Grafik: WEKA Media GmbH & Co. KG, Kissing

 

 

Eine ganze Reihe von CommuConvoy-Mitgliedern widmet sich der Ausbildung und Lehre und gibt somit das Wissen weiter, das gemeinschaftlich im Verbund erarbeitet wird. Lehraufträge an Fachhochschulen, Fachartikel in den einschlägigen Zeitschriften und Seminare bei namhaften Anbietern zeugen von der Kompetenz des Wissenspools. Zur Reihe der Fachbücher, die von CommuConvoy-Autoren in den vergangenen Jahren verfasst wurden, gesellt sich nun ein neues Werk:

 

 

Am "Pocketguide für die Technik-Redaktion" des WEKA-Verlages haben gleich vier CommuConvoy-Mitglieder gearbeitet. Herausgekommen ist ein Nachschlagewerk im Taschenformat mit ausführlich erklärten Grundbegriffen des Dokumentationswesens. Von A wie Abbildung bis Z wie Zuliefererdokumentation deckt das bebilderte Compendium alle Facetten des Berufes ab.

 

 

Hintergrund

 

Um die Früchte verschiedener Kernkompetenzen gemeinsam zu ernten, haben sich 1998 ca. ein Dutzend verschiedener Experten rund um die Technik-Dokumentation zusammen geschlossen. Der virtuelle Dienstleisterverbund CommuConvoy hat sich deutschlandweit über das Internet vernetzt. Die Fluktuation der vergangenen Jahre mitgerechnet, sind folgende Kernkompetenzen vertreten:

 

 

  • Technikredaktion
  • Sekretariat, Datenerfassung, Archivierung
  • Grafikdesign, Illustration
  • Industriefotografie
  • Multimediaentwicklung, Technikwerbung
  • Webdesign
  • Digitaldruck
  • Technikübersetzung
  • Lektorat

 

Wer eine solche Konstruktion nachahmen möchte, sei auf www.commuconvoy.de verwiesen.

 

Fazit

 

Technik-Redakteure aller Bundesländer: Vernetzt euch (mit fachverwandten Experten). Konkurrenz belebt das Geschäft, Kooperation erst recht.

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