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KI in der Medical Translation

28.01.2025
Chancen, Grenzen, Risiken: Wie KI die Medical Translation verändert – ein Interview mit Francesco Falcone, Corporate Strategy & Development Manager bei Transline.
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Francesco Falcone über die Integration von KI

Generative KI verändert Branchen und eröffnet neue Möglichkeiten. Von Francesco Falcone, Corporate Strategy & Development Manager bei Transline, wollen wir mehr erfahren über die Rolle künstlicher Intelligenz im Bereich Medical Translation: Wann ist sie sinnvolle Unterstützung – wann ein Risiko?

 

 

Francesco, wie beeinflusst die rasante Entwicklung der KI die Arbeit in der Sprachenbranche?

Erst ChatGPT von OpenAI hat die Medienpräsenz von KI extrem verstärkt. Wir als Sprachdienstleister arbeiten aber schon seit vielen Jahren mit dieser Technologie. Um Inhalte effizienter zu internationalisieren, setzen wir auf die Mensch-Maschine-Kollaboration. KI im Sprachenmanagement ist längst etabliert, etwa in Form von Machine Translation (MT): Tools wie DeepL binden wir je nach Textart und Kundenanforderungen regelmäßig in den Übersetzungsprozess ein.

 

Darüber hinaus integrieren unsere internen Computerlinguisten eigene Lösungen in den hybriden Übersetzungsprozess. Zum Beispiel lassen sich Kundenvorgaben wie Schreib- und Stilregeln konfigurieren und automatisiert abprüfen. So können wir mit demselben Ressourcenaufwand mehr Inhalte für unsere Kunden bearbeiten als noch vor wenigen Jahren. Allerdings genügen Large Language Models den hohen Qualitätsstandards im regulierten Healthcare-Bereich noch nicht. Hier bleiben unsere Erfahrung und der enge Austausch mit unseren Kunden unverzichtbar.

 

 

Welche Rolle spielt KI in der Medical Translation – und wo liegen ihre Grenzen?

In einem hochregulierten Umfeld wie der EU-MDR für Medizinprodukte sind die Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz stark limitiert: Inhaltliche Fehler durch mangelndes Kontextverständnis der KI können im schlimmsten Fall die Patientensicherheit gefährden und zu kostspieligen Haftungsansprüchen führen. Auch beim Anpassen der Inhalte an den kulturellen Kontext des Zielmarkts ist die Expertise unserer Muttersprachler im Zielland unverzichtbar. Ein Beispiel: Während Rot in unserem Kulturkreis als Warnfarbe gilt, wird sie in anderen Kulturen positiv wahrgenommen, was zu kritischen Fehlanwendungen führen kann.

 

Um die Patientensicherheit zu gewährleisten, ist die Einbindung von Fachübersetzern und Lektoren im Lokalisierungsprozess also weiterhin unverzichtbar – das verlangen auch alle relevanten Normen und Standards: Beim Vier-Augen-Prinzip stehen Fachübersetzer und Lektoren weiterhin im Zentrum des Prozesses. Gleichzeitig erleichtert KI zum Beispiel das Vereinfachen komplexer Texte und macht Botschaften für alle Zielgruppen leicht zugänglich. Dieser Prozess sollte jedoch für jede Sprache individuell erfolgen – idealerweise durch geschulte Redakteure in den Zielländern.

 

 

Wie verändert KI etablierte Tools wie CAT und MTPE?

Wir glauben, dass sich MTPE (also: das Posteditieren maschinellen Outputs) in Richtung „Human-at-the-Core“ entwickelt. Der klassische lineare Prozess – Maschine übersetzt, Mensch korrigiert – wird zunehmend durch eine direkte Mensch-Maschine-Interaktion ersetzt: Übersetzer behalten die Kontrolle, während die KI Vorschläge macht und aus dem menschlichen Feedback kontinuierlich lernt. CAT-Tools entwickeln sich mehr und mehr zu agilen Plattformen, die Stakeholder und Systeme effizient verknüpfen. Die Herausforderung liegt darin, die besten Fachexperten für die jeweilige Zielgruppe zu finden.

 

 

Welche Herausforderungen ergeben sich aus diesem Prozess für die Qualitätssicherung?

Bei der KI-gestützten Fachübersetzung beginnt die Qualitätsbewertung bereits beim maschinellen Output: Jedes Satzsegment wird automatisch geprüft und erhält einen Score. Damit sich der Einsatz von KI wirklich auszahlt, werden dem menschlichen Übersetzer nur hochwertige Ergebnisse vorgeschlagen. In unserem „Human-at-the-Core“-Ansatz spielt der Fachübersetzer – oft unterstützt von einem Korrektor – eine zentrale Rolle, um die gewünschte Qualität sicherzustellen. Nach der Arbeit unserer Linguisten nutzen wir KI zusätzlich für die abschließende Qualitätssicherung.

 

Klar ist: Je mehr Systeme bei der Produktion zusammenarbeiten, desto größer wird die Herausforderung, in jeder Phase ein gleichbleibend hohes Qualitätsniveau zu wahren. In diesem Prozess ist der Sprachdienstleister der Dirigent, der das Zusammenspiel aller Akteure perfekt orchestriert.

 

 

Welche Kompetenzen eines Sprachdienstleister sind für Unternehmen in diesem Setup besonders wertvoll?

Da wir als Sprachdienstleister Erfahrung damit haben, verschiedene Stakeholder in den Produktionsprozess einzubinden, fällt es uns leicht, vor- und nachgelagerte Arbeitsschritte in unseren Service zu integrieren. Denn: Eine einzige Maschine reicht nicht aus, sondern mehrere Systeme müssen ganzheitlich mit der Expertise des Menschen synchronisiert werden.

 

Zwar bietet Maschinelle Übersetzung (MT) Geschwindigkeit und Kosteneffizienz, doch ohne Qualitätskontrolle, Kontextanpassung und Integration bleiben die Ergebnisse für die externe Kommunikation unzureichend. Unternehmen riskieren nicht nur Missverständnisse oder eine beschädigte Markenwahrnehmung, sondern können im schlimmsten Fall teuer haftbar gemacht werden, wenn Übersetzungsfehler rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

 

LangOps – also: Language Operations – sind vergleichbar mit DevOps in der IT: Sie kombinieren Technologien, Prozesse und menschliche Expertise. Unser Ziel als Sprachdienstleister ist es, maßgeschneiderte Lösungen zu bieten, die Skalierbarkeit und Qualität miteinander verbinden. Und das ist am Ende essenziell für eine professionelle globale Präsenz unserer Kunden – und bietet ihnen einen klaren Wettbewerbsvorteil im internationalen Kontext.

Gut zu wissen:

Was sind LangOps?

LangOps (Language Operations) ist ein ganzheitlicher Ansatz im Bereich der Übersetzungs- und Content-Management-Prozesse. Ähnlich wie DevOps in der IT vereinen LangOps Automatisierung, Skalierbarkeit und menschliche Expertise, um globale Inhalte effizient zu erstellen, zu lokalisieren und zu verwalten.

Der Fokus liegt auf der Orchestrierung verschiedener Technologien, wie KI-gestützten Tools, und der Zusammenarbeit von Fachübersetzern, um höchste Qualität sicherzustellen. LangOps ermöglichen es Unternehmen, komplexe Sprachprojekte mit einem optimierten Kosten-Nutzen-Verhältnis zu realisieren. Über allem steht das Ziel, eine professionelle globale Präsenz zu gewährleisten.
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