Warschau entdecken: zwischen Königspalast und Kommunismus

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24.08.2018

Die Reiseführerin…

Ich weiß diesmal gar nicht, wo ich anfangen soll. Denn ein solch dichtes Programm wie in Warschau hatten wir glaube ich noch nie! Unsere private Reiseführerin und gleichzeitig langjährige medax-Disponentin mit polnischen Wurzeln Anna Kwiatkowska sagte am Ende der Reise stolz: “Wir haben fast alles geschafft, was ich auf meinem Programm hatte.” Wohlgemerkt: das Programm hatte 36 Seiten! Trotzdem wurde es zu keinem Zeitpunkt stressig. Wie sich herausstellte, ist unsere Anna nämlich nicht nur eine umsichtige Projektmanagerin, sondern auch eine geduldige Fremdenführerin.

Königspaläste…

Architektonisch ist Warschau wirklich sehr abwechslungsreich. Wohin man auch blickt, begegnet man Zeitzeugen der langen und bewegten Geschichte der Stadt. Besonders empfehlenswert ist z.B. ein Vertreter des Barock, der Wilanów-Palast. Er wird (zurecht) auch das Versailles Polens genannt und wurde von 1677 bis 1679 im Auftrag von König Jan III. Sobieski erbaut.

Wir kamen zu dem Schluss, dass jener – zumindest seinem Bett(chen) nach zu urteilen – ein eher kurzer König gewesen sein muss. Und auch das in den zahlreichen Gemälden dargestellte barocke Schönheitsideal erschien uns nicht mehr ganz zeitgemäß. Zeitlos schön hingegen die Parkanlagen mit der Orangerie. Nachdem wir uns ausgiebig in den Gärten verlustiert hatten, genehmigten wir uns zusammen mit anderen Kindern erst einmal eine kleine Abkühlung unter dem Rasensprenger.

Kommunismus…

Nicht fehlen darf bei einer Warschau-Reise selbstverständlich der Besuch des sogenannten Kulturpalastes (Pałac Kultury i Nauki). Auch wenn böse Zungen behaupten, die schönste Aussicht über die Stadt habe man von eben jenem – weil man ihn nur von dort NICHT sieht! Naja, mit seinen über 230 Metern an der Turmspitze ist er bis heute nicht nur das höchste Gebäude Polens, sondern für einige auch noch immer Symbol der 40-jährigen russischen Unterdrückung des polnischen Volkes. Daher auch der Beiname “Stalins Rache”. Also mich hat er ja in erster Linie an das Empire State Building

erinnert…

Natürlich haben wir uns dieses Wahrzeichen Warschaus nicht “einfach so” angesehen, sondern Anna hatte für uns eine ganz besondere Tour zur Einstimmung gebucht. Bevor es auf die Aussichtsplattform in der 30. Etage ging, lernten wir ein echtes Relikt aus der Zeit des Kommunismus kennen: den “Gurken-Bus“.

Auf wunderbar kurzweilige Weise brachte uns unsere “coole” englischsprachige Reiseleiterin bei gefühlten 40 Grad Celsius und ohne Klimaanlage die Must-sees der Stadt näher. Ohne eine einzige Schweißperle auf der Stirn parierte sie ungerührt auch den plötzlichen Streik des Busmotors, bis wir in einen Ersatzbus umsteigen konnten. Der Gurken-Bus, ein absolut empfehlenswertes Erlebnis – nicht nur für begeisterte Saunagänger!

Konsum…

Das Kontrastprogramm dazu stellt ein Besuch der Goldenen Terrassen (Złote Tarasy) dar. In angenehmer Kühle findet man hier in rund 200 Geschäften, Restaurants und Kinos alles, was das Shopping-Herz begehrt. Der Gebäudekomplex liegt nur ein paar Schritte vom Kulturpalast entfernt, könnte architektonisch unterschiedlicher jedoch nicht sein. Ein aus unzähligen einzelnen Glas-Elementen bestehendes Dach spannt sich wellenförmig über den Einkaufsbereich. Zusammen mit den Glasfassaden der umliegenden Wolkenkratzer entstehen so die interessantesten Lichtspiegelungen.

Auch die direkt hinter unserem Hotel Indigo gelegene Ulica Nowy Świat verleitete uns immer wieder zum Bummeln. In den Bars und Restaurants der Umgebung sind die Cocktails  sehr empfehlenswert, natürlich mit polnischem Wodka…

Kultur…

Ein weiteres architektonisches Meisterwerk mit viel Glas ist das Museum der Geschichte der polnischen Juden, kurz POLIN. Obwohl es auf dem Grund des früheren jüdischen Ghettos des Zweiten Weltkriegs erbaut ist, wollte man sich bewusst nicht auf die dunklen Zeiten des Judentums reduzieren. Vielmehr soll das jüdische Leben und der große Einfluss beider Völker aufeinander vom Mittelalter bis heute gezeigt werden.

Auf ewig mit Warschau verbunden bleibt auch der Name Frédéric Chopins. Oder wie er in seinem Geburtsland heißt: Fryderyk Chopin. Das ihm gewidmete Museum beleuchtet sein Leben in Polen und später im Pariser “Exil” in allen Facetten. Es besticht durch raffinierte audiovisuelle Technik und lädt so zum Lauschen und Verweilen ein. Das Graffiti an der hinter dem Museumsgebäude liegenden Hauswand bildet einen angenehmen Kontrast. Bei der Betrachtung konnte ich die Klavierklänge der übenden Musikstudenten aus den umliegenden Gebäuden genießen.

Kulinarisches…

Allzu viel Zeit hatte ich allerdings nicht, denn wir waren zu einem typisch polnischen Mittagessen in einer sogenannten “Milchbar”(Bar mleczny) verabredet. Diese meist kleinen Selbstbedienungsrestaurants hatten traditionell viele Milchprodukte auf der Speisekarte, daher der Name. Die Preise wurden zu Zeiten der Volksrepublik Polen durch Subventionen für jedermann erschwinglich gehalten. Mittlerweile wird dort zu fairen Preisen neben vegetarischen Gerichten auch Fleisch serviert. Kulinarisch vielleicht kein Höhenflug, aber ein weiteres sozrealistisches Erlebnis und damit ein absolutes Muss für unseren Warschau-Ausflug!

Anna führte uns auch sonst zielstrebig in Restaurants mit typischer Küche. Und – wir waren alle begeistert! Ich persönlich habe mich in die Maultaschen-ähnlichen Pierogi verliebt, die ich wirklich bei jeder Gelegenheit in einer der unzähligen Ausführungen probieren wollte. Platz 1 belegen die mit Pilzen, Schmand und Petersilie gefüllten Teigtaschen aus der Restaurant-Kette Zapiecek. Dicht dahinter liegen die mit Fleisch gefüllten Pelmeni, die wir im eher russischen Restaurant Babooshka bekamen. Nicht vernachlässigen sollte man auch eine süße Variante davon mit beispielsweise Beeren oder Kirschen. So lecker…

Nach diesem traditionell deftigen Essen probierten wir auch gerne einmal die erfrischende Rote-Bete-Suppe chłodnik litewski. Sie hat wirklich eine strahlend pinke Farbe und kommt idealerweise direkt aus dem Kühlschrank. Dazu wird ein in Würfel geschnittenes hartgekochtes Ei darübergestreut und Brot serviert. Einfach genau das Richtige für einen wunderschönen Hochsommertag in Warschau.

Wenn noch etwas in den Magen reinpasst, sollte man unbedingt auch mal die typischen Krapfen kosten. Sie heißen Pączki und das Außergewöhnliche daran ist die Füllung aus Rosenmarmelade. Die besten Pączki der Stadt (laut Anna) und viele weitere Leckereien gibt es in der Cukiernia Pawłowicz (Adresse: Chmielna 13, 00-001 Warschau).

Kurz erwähnt

Anna hat uns noch so viele weitere Dinge gezeigt, die alle sehenswert sind. So waren wir z.B. im Sejm, einer Kammer der Nationalversammlung. Oder auf dem grünen Dach der Universitätsbibliothek, von wo man einen tollen Blick zur Weichsel genießen kann. Schaut man nach unten durch die in den Boden eingelassenen Fenster, kann man den Studenten beim Lesen zusehen. Dann die Annakirche, die sie uns sicher nicht nur aufgrund der Namensvetterschaft gezeigt hat, sondern sicher auch wegen des beim Bau gefundenen ausgestellten Mammut-Knochens. So etwas würde man in einer Kirche nicht unbedingt vermuten. Oder die originalgetreu wiederaufgebaute Altstadt – sie war von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg zu über 90% zerstört worden. Dort findet man noch Teile der alten Stadtmauer Barbakan und ein weiteres Wahrzeichen Warschaus: die Meerjungfer auf dem Marktplatz.

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