Keine Frage: IT-gestützte Prozesse und digitale Übersetzungstools, die helfen, ihre Arbeit wo immer möglich zu automatisieren, sind heute bei Übersetzungsdienstleistern Standard. Nur so sind sie in der Lage, den stetig steigenden Anforderungen ihrer Auftraggeber aus der Industrie gerecht zu werden. Und nur so bekommen die Unternehmen Texte in der geforderten Qualität und Geschwindigkeit und zu vertretbaren Kosten.
Denn die Rahmenbedingungen haben sich dramatisch geändert. Früher sollten zum Beispiel hundert Seiten Text ins Englische oder eine andere Weltsprache übersetzt werden. Das durfte gerne mal 30 Tage dauern. Heute arbeiten Unternehmen in der Regel mit vielen kleinen Textbausteinen, die sich in großen Dokumenten oder etwa in einem Marketing-Text
Auch die digitalen Kommunikationskanäle haben massive Auswirkungen: Wird etwa eine Textpassage auf der deutschen Website eines Unternehmens geändert oder neu eingefügt, müssen alle anderssprachigen Versionen möglichst am folgenden Tag online sein. „Das ist nur mit einem eingespielten globalen Netzwerk an muttersprachlichen Übersetzern, mit IT-Unterstützung und hoher Prozesskompetenz zu leisten“, erklärt Transline Geschäftsführerin Katja Schabert.
Software hilft übersetzen
Zu den wichtigsten IT-Tools für Übersetzer zählt das „Translation Memory“. Das kundenspezifische Analyse- und Recherchesystem durchforstet die angeschlossene Datenbank nach Sätzen oder Textteilen, die schon einmal übersetzt wurden, fischt diese Passagen heraus und bietet sie dem Übersetzer an. Der entscheidet dann, ob er den Vorschlag übernimmt oder ändern möchte. Das beschleunigt den Übersetzungsprozess deutlich und spart Kosten.
Allerdings: „Ohne die Fähigkeit des menschlichen Experten, Hintergründe und Zusammenhänge zu beleuchten und auf dieser Basis eine korrekte, sachgerechte Entscheidung zu treffen, funktioniert das Ganze nicht“, meint Katja Schabert. „Bislang jedenfalls verfügt kein Computer über das Sprachgefühl und die Urteilskraft, die für eine qualitativ hochwertige Übersetzung erforderlich sind.“
Zu hohe Komplexität
Dass Computersoftware die Arbeit des Menschen komplett übernimmt, sei daher nicht abzusehen. Denn: „Sprache ist ein höchst komplexes, sich ständig änderndes Phänomen, das immer in einem kulturellen und Bedeutungskontext stattfindet. So sind zum Beispiel bestimmte Begriffe in unterschiedlichen Regionen und Zeiten mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen besetzt.“ Hinzu kommt, dass viele Wörter mehrere Bedeutungen haben – die richtige erschließt sich erst durch den Kontext. Bedeutungszusammenhänge, wie sie in der Sprache ständig mitschwingen, erkennt bis dato kein Computerprogramm. Auch komplexe Grammatik-Phänomene sind bislang kaum erforscht, geschweige denn softwaretechnisch gelöst.
Noch befinde sich die automatische Maschinenübersetzung im Entwicklungsstadium. Sie erfülle bis heute nicht die Anforderungen, die Unternehmen zu Recht an ihre Übersetzungsdienstleister stellen, so die Transline Geschäftsführerin. Unter Sprachwissenschaftlern herrsche sogar die Meinung vor, dass maschinelle Übersetzungen in bestimmten Sprachen wie etwa Finnisch sehr wahrscheinlich nie die Qualität erreichen, die ein guter Übersetzer abliefert.
„Andererseits gibt es Sprachen wie zum Beispiel Norwegisch, die sich für Machine Translation vergleichsweise gut eignen. Das wird heute schon kommerziell genutzt, wenn auch nicht im Bereich der technischen Übersetzungen oder im Marketing.“ Hier erreichen Computerübersetzungen bislang weder die für technische Themen erforderliche Genauigkeit noch die Emotionalität, die einen guten Marketingtext ausmachen.
Qualität beginnt beim Ausgangstext
Ein weiteres Problem: Die Maschine weist nicht auf Fehler im Quelltext hin, sondern übersetzt diese eins zu eins. „Eine maschinelle Übersetzung kann immer nur so gut sein wie ihre Quelle“, erklärt Katja Schabert. Ist der Ausgangstext unklar formuliert, mehrdeutig oder gar missverständlich, verlangt er der Maschine etwas ab, was diese nicht leisten kann: das Beurteilen von Plausibilitäten und Bewerten der Zusammenhänge. „Hier ist der Mensch gefragt.“
Schließlich nennt Katja Schabert noch einen ganz pragmatischen Grund dafür, auf menschliche Urteilskraft zu setzen: „Bei unternehmenskritischen Inhalten sind Vertraulichkeit und eine verlässliche Qualität der Übersetzungen essentiell. Immerhin kann aus einer fehlerhaften Übersetzung auch ein Haftungsfall entstehen.“
Fazit: Noch müssen Unternehmen, die in ihren Zielländern sprachlich souverän auftreten wollen, auf die Fähigkeiten professioneller Dienstleister zugreifen. Denn sie brauchen die Expertise zu entscheiden, wann es Sinn macht, Machine Translation ergänzend einzusetzen, und wann die Qualität menschliches Eingreifen erfordert. Katja Schabert: „Transline ist neuen Technologien gegenüber immer schon aufgeschlossen, und natürlich setzen wir IT-Systeme und Computerprogramme ein, um effizienter zu arbeiten. Das letzte Wort hat jedoch immer noch der Mensch.“
Katja Schabert ist Geschäftsführerin der Transline Deutschland GmbH. Mit mehr als 100 Mitarbeitern in Europa und rund 5.000 Fachübersetzern weltweit ist Transline einer der größten deutschen Übersetzungsdienstleister. Seine Experten übersetzen und lokalisieren technische Dokumentationen und Marketingmaterialien für mehr als 160 lokale Märkte. Damit erreichen sie sprachlich 93 Prozent der Weltbevölkerung.